Neues Führungsmodell für DaimlerChrysler
Stuttgart – DaimlerChrysler hat heute ein neues Führungsmodell bekannt gegeben, mit dem die Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns verbessert und weiteres profitables Wachstum ermöglicht werden soll. Das Modell ist darauf ausgelegt, das Unternehmen weiter zu integrieren, die operativen Bereiche voll auf die jeweiligen Kernprozesse zu fokussieren und die Zusammenarbeit im Unternehmen zu fördern. Darüber hinaus sollen Redundanzen verringert und Management-Ebenen abgebaut werden. „Ziel ist eine schlanke, bewegliche Struktur mit optimierten und stabilen Prozessen, die das gesamte Potenzial von DaimlerChrysler freisetzt“, sagte Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender von DaimlerChrysler. „Wir haben ein starkes Produktportfolio, auf dem wir aufbauen können.“ Allein im Jahr 2005 hat DaimlerChrysler 17 neue Produkte auf den Markt gebracht und verfügt damit über eines der jüngsten Produktportfolios in der Automobilindustrie. Diese offensiven Investitionen in die Zukunft sollen fortgesetzt werden. „In den letzten Jahren haben wir uns auf das Automobilgeschäft fokussiert und begonnen, die Kernprozesse in unseren Geschäftsfeldern zu optimieren“, sagte Zetsche. „Aber um unsere Zukunft in dieser wettbewerbsintensiven Branche zu sichern, müssen wir auch die Verwaltungsfunktionen optimieren und an den Anforderungen unseres Geschäfts ausrichten.“ Die Vorarbeiten für das neue Modell wurden seit Mitte 2005 auf Top-Management-Ebene und mit internen Ressourcen vorangetrieben. Im Fokus des Programms stehen Organisationsstrukturen und Prozesse innerhalb des gesamten Unternehmens. Zu den strukturellen Änderungen gehört die Konsolidierung und Integration aller Verwaltungsfunktionen, wie etwa Finanzen und Controlling, Personal und Strategie. Diese Funktionen werden zentralisiert und berichten, über das ganze Unternehmen hinweg, an den jeweiligen Leiter dieser Funktion. Doppelkapazitäten zwischen Konzernebene und operativer Ebene werden abgebaut; damit wird die Komplexität im Unternehmen verringert. Durch die Integration der Verwaltungsfunktionen werden Berichtswege und Entscheidungsprozesse kürzer, schneller und schlanker. „Wir wollen, dass sich die Geschäftsfelder auf ihre automobilen Kernprozesse - Entwicklung, Produktion und Verkauf - konzentrieren“, fügte Zetsche hinzu. Die Konsolidierung zieht sich durch das gesamte Unternehmen. Wie bereits entschieden, wird Dieter Zetsche die Doppelfunktion als Vorstandsvorsitzender und gleichzeitig Leiter der Mercedes Car Group beibehalten. Vorstandsmitglied Bodo Uebber wird seine doppelte Verantwortung – für Finanzen und Controlling sowie DaimlerChrysler Financial Services – ebenfalls weiter wahrnehmen. Vorstandsmitglied Rüdiger Grube verantwortet neben dem Ressort Konzernentwicklung auch die Informationstechnologie (IT) und ist im Vorstand für die Beteiligung EADS (European Aeronautic Defence and Space Company) zuständig. Insgesamt reduziert sich die Zahl der Vorstandsmitglieder auf neun (von zwölf vor einem Jahr). Auch der Standort der Zentrale wird sich ändern. Die deutschen Vorstandsmitglieder, die derzeit ihren Sitz in Stuttgart-Möhringen haben, ziehen mit ihren Stäben in das Motoren-Stammwerk von Mercedes-Benz nach Stuttgart-Untertürkheim und damit näher an die Produktion. Das bedeutet, dass die Konzernzentralen zukünftig in Stuttgart-Untertürkheim und Auburn Hills ansässig sein werden. Einige Servicefunktionen sowie Funktionen, die nicht Verwaltungsfunktionen sind, bleiben am Standort in Stuttgart-Möhringen. Auf Basis dieser neuen Struktur wird DaimlerChrysler die wichtigsten Prozesse zwischen den Geschäftsfeldern entsprechend „best-practice“-Kriterien standardisieren. Laut Zetsche wird die Zusammenarbeit zwischen der Mercedes Car Group und der Chrysler Group deutlich enger werden, wobei es „eine klare Priorität bleiben wird, die Identität unserer Marken weiter zu stärken. Es wird zukünftig mehr Beispiele für Zusammenarbeit geben, insbesondere was den Know-How-Transfer zwischen den Geschäftsfeldern betrifft – so wie z. B. Chrysler bei der Entwicklung des 300 C von der Mercedes-Benz Kompetenz beim Hinterradantrieb profitiert hat.“ „Es wird mehr ,Projekthäuser’ geben, in denen Ingenieure aus verschiedenen Geschäftsfeldern zum Nutzen des gesamten Unternehmens zusammenarbeiten.“ Ein aktuelles Beispiel ist das gemeinsame Projekt zur Entwicklung von Hybridantrieben, in dem Mercedes-Benz- und Chrysler-Ingenieure in Teams zusammenarbeiten (mit Experten von General Motors und BMW). Dort wird ein neues Two-mode Hybridsystem entwickelt, das zukünftige Fahrzeuge von Marken beider Geschäftsfelder antreiben wird. Ein weiteres Beispiel ist die Zusammenarbeit zwischen dem Nutzfahrzeugbereich, der Mercedes Car Group und der Chrysler Group bei der weltweit saubersten Dieseltechnologie („BlueTec“). Zu den weiteren organisatorischen Veränderungen gehört, dass die konzernweite Forschung und Technologie sowie die Entwicklung der Mercedes Car Group in der Verantwortung von Vorstandsmitglied Thomas Weber zusammengeführt werden. Das neue Ressort – Group Research & MCG Development – wird weiterhin als Forschungs-Kompetenzzentrum für das gesamte Unternehmen fungieren und erhält mit dieser Umordnung zunehmend mehr Verantwortung für die Vorentwicklungs-Aktivitäten in allen automobilen Geschäftsfeldern. Damit werden die Einführungszeiten für zukünftige Technologien verkürzt, die Kundenorientierung erhöht und Redundanzen beseitigt. Auch in der von Vorstandsmitglied Andreas Renschler geleiteten Commercial Vehicles Division wird es Veränderungen geben. Sie wird sich unter dem Namen Truck Group auf das Kerngeschäft Lkw fokussieren. Die Ergebnisse des Bus- und Transportergeschäfts werden in einem anderen Segment berichtet. Zur Truck Group gehören in Zukunft: Trucks Europe/Latin America (Mercedes-Benz), Trucks NAFTA (Freightliner, Sterling, Thomas Built Buses), Mitsubishi Fuso Truck and Bus Corporation sowie Truck Product Creation. Die neue Struktur schafft weitere Synergien zwischen den regionalen Lkw-Bereichen und -Marken; gleichzeitig ermöglicht sie es der Truck Group, ihre „Global Excellence“-Initiative zu verstärken. Die Ergebnisse des Bus- und Transportergeschäfts werden in einem neuen Segment berichtet, das Van, Bus, Others heißt. Die direkte Führung der Bus- und Transportergeschäfts wird eine stärkere Ausrichtung auf die spezifischen Belange der Kunden und Märkte in diesen Produktsegmenten ermöglichen. Wegen der Kommunalität bei Antriebsstrang und Komponenten wird der Busbereich an den Leiter der Truck Group berichten, der Transporterbereich an den Leiter der Mercedes Car Group. Insgesamt wird das neue Führungsmodell die Kosten der Verwaltungsfunktionen bei DaimlerChrysler verringern; Ziel ist es, Benchmark-Niveaus zu erreichen. Zusammen mit anderen laufenden Programmen (wie dem CORE-Programm in der Mercedes Car Group) sollen die Verwaltungskosten um rund 1,5 Milliarden Euro pro Jahr verringert werden. Der Nettoeffekt der heute angekündigten Maßnahmen beträgt 1 Milliarde Euro pro Jahr. Die Vorbereitung für die Umsetzung dieses umfassenden Programm beginnt sofort; die komplette Umsetzung wird drei Jahre dauern. Der Gesamtaufwand für das Programm von 2006 bis Ende 2008 wird voraussichtlich bei 2 Milliarden Euro liegen. Durch die Beseitigung von Doppelkapazitäten, die Konsolidierung von Verwaltungsfunktionen und die Optimierung von Prozessen wird sich die Mitarbeiterzahl über die nächsten drei Jahre um etwa 6000 Mitarbeiter verringern. Diese Zahl entspricht rund 20 % der Verwaltungsstellen weltweit (30 % auf Management-Ebene). Der Stellenabbau in den Verwaltungsfunktionen kommt weltweit zum Tragen. Für die tariflichen Mitarbeiter in Deutschland gilt dabei der Beschäftigungspakt „Zukunftssicherung 2012“. Der DaimlerChrysler-Aufsichtsrat hat in seiner heutigen Sitzung der neuen Ressortverteilung im Vorstand zugestimmt. Sie wird zum 1. März 2006 wirksam.
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